Keine leichte Kost für schwache Nerven ist dieser… Ja, was eigentlich? Ein Krimi eher nicht, obwohl die Geschichte vom „Pool-Hai“ Eddie Felson in der Halbwelt von Billardhallen, Bars und der Rennbahn von Kentucky spielt; obwohl sogar ein Verbrechen vorkommt, eine ziemlich unappetitliche Körperverletzung; und obwohl der „hard boiled“-Stil stark an die Detektive Marlowe, Spade und Hammer erinnert. Doch Krimi geht anders, weil Walter Tevis den Täter gleich mitliefert und das Buch (und weitere Leben des Protagonisten) offen enden. Vielleicht lässt sich „Die Partie seines Lebens“ am besten als Bildungsroman (jawoll!) beschreiben – nicht im Sinn von Deutschunterricht am Gymnasium, Goethe oder Thomas Mann, sondern in der Schule des Lebens.
Denn eine Entwicklung schildert das Buch zweifellos. Nachdem „Fast Eddie“ zunächst eine epische Billard-Schlacht von etwa 40 (!) Stunden Länge trotz seines Talents gegen „Minnesota Fats“ und dabei 18 000 Dollar verliert, putzt Felson denselben Gegner nur wenige Monate und zwei gebrochene Daumen später vom Tisch. Was in der Zwischenzeit passiert, hat viel mit dem zwielichtigen Bert zu tun. Seine wohl wichtigste Lektion für den jungen Billard-Profi lautet: „Selbstmitleid, eines der beliebtesten Freizeitvergnügen überhaupt.“ Spätestens an der Stelle wird der Roman für alle interessant, die noch nie ein Queue in der Hand hielten und um Glücksspiele (zum Glück!) einen weiten Bogen machen. „Auch ein Sieg kann einen im Magen liegen wie Blei“, behauptet Bert. „Und selbst diese Last wird man los, wenn man eine gute Entschuldigung hat.“ Außer bedenkenswerten Sätzen hat Walter Tevis eine herbe Liebesgeschichte in die Handlung eingewoben. Im Gegensatz zu Billard versteht Eddie Felson von Frauen rein gar nichts, lernt aber in Bezug auf das weibliche Geschlecht ebenfalls erstaunlich schnell…
„Die Partie seines Lebens“ wurde als „Haie der Großstadt“ mit Paul Newman in der Hauptrolle verfilmt.
