Krimireihen aus Deutschland, die im Ausland spielen, haben Konjunktur – zu den erfolgreichsten Autoren zählt Jean-Luc Bannalec alias Jörg Bong mit seinen Bretagne-Krimis („Bretonische“ …) um den eigenwilligen Kommissar Georges Dupin, viele verfilmt für die ARD mit Pasquale Aleardi in der Hauptrolle. Das ist der gutaussehende Ermittler mit dem ständig gehetzten Blick und dem immergleichen braunen Cord-Sakko. Nach genau zehn Jahren brachte Bong/Bannalec im vergangenen Jahr mit „Bretonischer Ruhm“ den zwölften Teil der Reihe heraus, wie immer ein solides Stück Unterhaltung: Zwei Morde unter Winzern, Brandanschlag auf ein Weingut, dazu viele Hintergrund-Infos zum vorherrschenden Sujet, diesmal eben die Produktion edler Tropfen. So weit, so gut und vertraut.
Offensichtlich herrscht jedoch auch im Verlagswesen gravierender Fachkräftemangel, vor allem unter Lektoren. Denn einen aufmerksameren Widerpart hätte das Buch verdient, weil die der Handlung zugrundeliegende Konstellation stört. Dupin ermittelt erstens außerhalb seines Kommissariats und düpiert damit ständig den zuständigen Kollegen. Dupin bricht zweitens mehrfach an einem der Tatorte ein und hält wichtige Erkenntnisse zurück. Und Dupin bildet drittens ein Team mit seiner Frau und einer ihrer besten Freundinnen. Diese Ex-Gattin des einen Mordopfers entpuppt sich als Erbin und damit als schwer verdächtig. Man muss weder Top-Jurist noch Polizeipräsident sein, um zu erkennen, dass solche Umstände zu weit weg von jeder Realität liegen. Sonst werden nur durchschnittliche Weinliebhaber auf eine arge Geschmacksprobe gestellt: „Die Weine der beiden reflektieren die Vielschichtigkeit des hiesigen Bodens. Granit, Glimmerschiefer, Serpentinit, Gneis, Quarz (…) Und in diesem Wein schmeckst du jeden dieser Böden.“ Welcher herkömmliche Weintrinker schafft das?
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