Mindestens so spannend wie die Verbrechen in diesem Band sind drei Fragen, die sich aus dem Lebensstil des sizilianischen Kult-Kommissars Salvo Montalbano ergeben. Erstens: Wie schwer ist der Mann angesichts der gewaltigen Portionen, die er während seiner ausgedehnten Mittagspausen im Restaurant und am Abend (vorgekocht von der Haushälterin) verdrückt? Die Verdauungsspaziergänge zum Leuchtturm dürften die stattlichen Kalorienmengen kaum beeindrucken – es sei denn, der Spaziergang dauerte um die zwei Stunden. Eng damit verknüpft sind die Fragen zwei und drei: Was macht der Commissario am frühen Nachmittag und richtet sich das Verbrechen in Sizilien nach seinen Gewohnheiten? Nach dem Mittagessen und bis 16 Uhr, dem offensichtlichen Ende von Montalbanos Mittagspause, klafft ein tiefes dunkles Loch von geschätzt eineinhalb Stunden … Zeit für ausdauernde Fußmärsche wäre also genug, zumindest zu dieser Jahreszeit – schließlich spielt der Krimi im September.
Im Dienst ermittelt der Kommissar dann mit der gewohnten Lakonie und lässt drei vorgetäuschte Entführungen und einen Doppelmord aus Leidenschaft fast wie Bagatelldelikte aussehen. Montalbano stützt sich wie üblich auf seinen treuen Gehilfen Fazio, hakelt mit seinem Stellvertreter Mimi Augello und löst die Fälle schließlich in ausgiebigen Bürogesprächen mit den beiden. Außerdem besticht er den Gerichtsmediziner mit Süßigkeiten, kann seinen Vice Questore nicht ausstehen (ein Gefühl, das er mit dem ähnlich berühmten Kollegen Brunetti aus Venedig teilt) und weiß sein Haus (durchschlagend) von der Haushälterin verteidigt. Fazit: Das Verbrechen schläft auch in Sizilien nicht, verdirbt seinem bekanntesten Ermittler allerdings nicht den Appetit.

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